Geschichte der Kunsthalle Recklinghausen

Als der Zweite Weltkrieg endete, stand auch Recklinghausen vor einem absoluten Neubeginn aller Ausstellungs- und Sammlungstätigkeit. Das Vestische Museum der Stadt und seine heimatkundlichen Bestände waren 1944 einem Luftangriff zum Opfer gefallen und die kleine Sammlung moderner Kunst vom NS-Regime bereits sieben Jahre zuvor als »entartet« verschleppt und zerstört wor-den. Doch schon 1947 lud Franz Große-Perdekamp, der spätere Kunsthallendirektor, Künstler des rheinisch-westfälischen Raums zu Ausstellungen ein und ermutigte sie, sich als Gruppe zu konstituieren. So entstand ein Jahr später um die Maler Gustav Deppe, Thomas Grochowiak und Emil Schumacher, Heinrich Siepmann, Hans Werdehausen und den Bildhauer Ernst Hermanns die Künstlergruppe junger westen, deren zunehmend abstrakte Bildsprache dem Lebensgefühl der Industrieregion an Rhein und Ruhr einen zeitgemäßen Ausdruck gab.

Ebenfalls 1948 stiftete die Stadt Reckling-hausen den Kunstpreis junger westen, den man zunächst für die besten Leistungen auf den Jahresausstellungen der Gruppe und ihrer Gäste vergab. Seit 1956 öffentlich auszuschreiben, wurde er 2019 bereits zum 37. Mal vergeben. Gleicht das Namenskaleidoskop aller Preisträger einer kleinen Geschichte der deutschen Kunst von 1945 bis heute, so bilden die von ihnen angekauften Werke einen Sammlungsschwerpunkt der Städtischen Kunsthalle.

Anfang 1949 wurde der Plan, „den Hochbunker am Hauptbahnhof für Ausstellungszwecke Anlass gab nicht zuletzt der Gedanke, die 1947 gegründeten Ruhrfestspiele durch Kunst-ausstellungen zu erweitern. Zunächst als Provisorium für eine angestrebte größere Lösung bei zunehmender Prosperität gedacht, beherbergt der ehemalige Bunker bis heute das städtische Ausstellungshaus. Sollte es zunächst mit einer Schau des jungen westens eröffnet werden, vereitelten Terminprobleme diesen Plan. So machte die erste – fünf Jahre nach Kriegsende spektakuläre – Kunstaus-stellung der Ruhrfestspiele vom 21. Juni bis 30. Juli 1950 den Auftakt: Deutsche und französische Kunst der Gegenwart – Eine Begegnung. Sie präsentierte  Künstler der Vorkriegsgeneration wie Beckmann, Dix und Nolde auf deutscher, Chagall, Matisse und Picasso auf französischer Seite, daneben aber auch Vertreter der jüngeren französischen Generation wie Hans Hartung und Pierre Soulages. Der junge westen trat mit seiner Beteiligung ins internationale Rampenlicht und zeigte u. a. Werke von HAP Grieshaber, Georg Meistermann und Emil Schumacher.

Die Künstlergruppe junger westen gab der deutschen Kunst nach 1945 wichtige Impulse. Sie ließ das Ruhrgebiet zu einem Zentrum des Informel und die Kunsthalle zu einem Fokus der zeitgenössischen Kunst werden. Gleichzeitig sorgten die gesellschaftspolitisch wie ästhetisch mutigen Ausstellungen von Franz Große-Perdekamp, seinem Nachfolger Thomas Grochowiak und seiner Stellvertreterin Dr. Anneliese Schröder deutschlandweit für Furore. So untersuchten sie zu den Ruhr-festspielen 1952 „Mensch und Form in unserer Zeit“, indem sie Kunst und Haushaltsgeräte einander gegenüber stellten. Eine Ausstellung mit Ikonen präsentierte im Jahr 1955 erstmals in großem Umfang die Kunst der Ostkirche und legte den Grundstein für die spätere Gründung des Ikonen-Museums. Und mit Synagoga zeigte die Kunsthalle 1960/61 noch vor der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel die erste große Ausstellung jüdischer Kultgegenstände und Kunst-werke und lockte damit Besucher aus aller Welt nach Recklinghausen.


Das Ausstellungsprogramm der Kunsthalle Recklinghausen widmet sich heute der Kunst nach 1945 und mit besonderem Augenmerk auf zeitgenössischen Künstlern, wobei alle Gattungen gleichermaßen vorgestellt werden. Ein besonderes Augenmerk gilt immer auch den Preisträgern des Kunstpreises »junger westen«. 

Öffnungszeiten
Preise
* Schüler*innen, Auszubildende, Studierende, Gruppen ab 10 Personen, Inhaber*innen des Recklinghausen Passes bzw. ein entsprechender Ausweis anderer Gemeinden, Inhaber*innen der Ehrenamtskarte NRW bzw. der Jubiläums-Ehrenamtskarte NRW
Die Kunsthalle ist barrierefrei zugänglich.
Führungen
Die öffentlichen Führungen sind kostenfrei, es muss lediglich das Eintrittsgeld entrichtet werden.

Die Kosten für eine gebuchte Führung betragen 55,- Euro pro Gruppe (max. 20 Personen). Anmeldung unter Telefon (02361) 50 19 35.
Anschrift
Anfahrt
Die Kunsthalle liegt direkt gegenüber dem Hauptbahnhof am Zentralen Busbahnhof. Die Kunsthalle ist mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Unter dem Busbahnhof befindet sich eine Tiefgarage. Achten Sie auf die Öffnungszeiten!