VideoKunstNächte 2022/2023

(English below)

21.10.2022 - 26.03.2023

Pieter Vanderbeck, Five o’clock in the morning, 1966, 16 mm Film auf digitales Video übertragen, 5:22 min, ohne Ton
Nevin Aladağ, Rally, 2010, HD Video, 6:22 min, Ton

In der zweiten Kombination der VideoKunstNächte dieser Saison geht es um die extreme Verlangsamung. Pieter Vanderbeck nutze die von ihm und einigen anderen befreundeten Künstler*innen wie Yoko Ono gemeinsam geliehene Filmkamera, die die damals größtmögliche Zeitlupe zuließ, – so stark wie das Material mm-Film dies Mitte der 1960er-Jahre erlaubte. Vanderbeck lässt also lediglich ein paar Steine und Kastanien im Schwarz-Weiß-Film über einem Blatt Papier fallen. Dieser Sekunden-Akt dauert nunmehr 5 Minuten und 22 Sekunden.
Ähnlich aber anders geht ein halbes Jahrhundert später Nevin Aladağ mit dem Bewegtbild um. Sie verlangsamt nicht das Medium, sondern die Protagonisten: Im italienischen Steinbruch-Ort Carrara, wo sie einige Rennfahrer mit ihren professionellen Rennwagen durch die Stadt fahren lässt. Sie fahren jedoch so langsam, wie es ihnen irgend möglich ist. Sowohl bei Aladağ, als auch bei Vanderbeck erfahren die Zuschauenden die langsame Bewegung der Objekte als ästhetische Herausforderung (Wann fallen die Steine denn nun endlich ganz hin? Wann geben die Rennfahrer denn nun endlich mal Gas?). Beiden Arbeiten ist auch eine bildhauerische Qualität gemein, die sich sowohl im Sujet als auch im Medium auf unerwartete Weise offenbart: ein Steinbruch in Italien als Ort eines Schneckentempo-Rennens und der Wurf der Objekte als skulpturaler Akt in der Zeitlupe des mm-Films.
Eine ortsspezifische Volte kommt nun aber auch noch hinzu: Die Fenster der Kunsthalle zeigen nicht nur zum Fernbahnhof hinaus, sondern hier liegt auch der Busbahnhof. Minütlich donnern den Tag über die Busse vor der Kunsthalle entlang, schneller als mancher Rennfahrer. Dies wird besonders gewahr, wenn es nächtlich im Rücken der Betrachtenden geschieht, während sie in unserem Videofenster Autos, Steine und Kastanien im Schneckentempo vor sich sehen.

The second combination of the VideoArtNights for this season concerns itself with extreme deceleration. Pieter Vanderbeck used a borrowed movie camera, which was also used by Yoko Ono and other befriended artists to caption his sujet in the most slowly way possible in order to create a special slow motion effect - as far applicable as the material within the 1960s was enabled to. Eventually Vanderbeck only drops a few stones and chestnuts onto a white paper filming it in black and white. The whole situation which is normally recorded in seconds only takes up to 5 minutes and 22 seconds.
Almost half a century later Nevin Aladağ treats the moving image similar but different. She does not decelerate the medium but the protagonists by inducing professional rally riders to drive through the Italian quarry of Carrara. But they drive as slow as possible for them and their cars. Both in Aladağs as well as Vanderbecks video the spectators experience the slow motion of the objects as aesthetic challenge. (When do the stones and chestnuts finally hit the paper? And when do the rally drivers eventually accelerate?) In addition both works combine a sculptural approach manifesting itself unexpectedly within the sujet and the medium itself: a quarry in Italy as the scene for a snail’s pace race and the toss of certain objects as sculptural slow motion action of the mm-film.
But there is still a site-specific volte-face: the windows of the Kunsthalle do not only uncover towards the railway station but also towards the bus terminal. Almost every minute busses rush by the Kunsthalle - appearing faster than permitted. A situation being extremely striking when happening at night while watching cars, stones and chestnuts in snail’s pace as video art in front of oneself while busses racing by.

Öffnungszeiten
Preise
* Schüler*innen, Auszubildende, Studierende, Gruppen ab 10 Personen, Inhaber*innen des Recklinghausen Passes bzw. ein entsprechender Ausweis anderer Gemeinden, Inhaber*innen der Ehrenamtskarte NRW bzw. der Jubiläums-Ehrenamtskarte NRW
Die Kunsthalle ist barrierefrei zugänglich.
Führungen
Die öffentlichen Führungen sind kostenfrei, es muss lediglich das Eintrittsgeld entrichtet werden.

Die Kosten für eine gebuchte Führung betragen 55,- Euro pro Gruppe (max. 20 Personen). Anmeldung unter Telefon (02361) 50 19 35.
Anschrift
Anfahrt
Die Kunsthalle liegt direkt gegenüber dem Hauptbahnhof am Zentralen Busbahnhof. Die Kunsthalle ist mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Unter dem Busbahnhof befindet sich eine Tiefgarage. Achten Sie auf die Öffnungszeiten!