At first sight – Neue Einblicke in die Sammlung der Kunsthalle Recklinghausen

28. August – 13. November 2022

Die Kunsthalle Recklinghausen kann auf eine über 5.000 Werke umfassende Sammlung zurückgreifen. Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt auf Arbeiten der 1947 in Recklinghausen gegründeten Künstlergruppe »junger westen« und den fortlaufend angekauften Preisträger*innen des gleichnamigen Kunstpreises sowie auf einer konzentrierten Sammlung Kinetischer Kunst, dem deutschen Informel und nicht zuletzt der sogenannten „naiven“ Kunst aus dem Umfeld der Bergleute, vorwiegend aus dem Ruhrgebiet.

Die Neupräsentation der Sammlung unter dem Titel „At first sight“ stellt erstmals formale Beziehung zwischen diesen verschiedenen Sammlungsschwerpunkten her. Die Ausstellung befragt nicht nur die Gültigkeit dieser bisherigen Kategorisierungen, sondern bringt zudem eine ganze Reihe von noch nie oder lange nicht gezeigten Werken aus den Depots in die Ausstellungsräume der Kunsthalle.

Dazu gehört ein kinetischer und mit Leuchtmitteln versehener Günther Uecker von 1965 „Homage à Broadway“ (bereits 1967 angekauft), der erst durch in diesem Jahr eingeworbene Mittel der Ernst-von-Siemens-Stiftung restauriert werden konnte und somit erstmalig nach langer Depotzeit wieder zu sehen ist. Durch Mittel des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW konnte ebenfalls in diesem Jahr Heinz Macks „Lichtdynamo“ (1964) restauriert werden. Die Kunsthalle Recklinghausen besitzt zudem Otto Pienes „Sleepwalker“, ebenfalls von 1964, womit drei zentrale Werke der Gründungsmitglieder der Gruppe ZERO zusammen als wichtiges historisches Ensemble gezeigt werden können. Ferner eröffnen Werke Josef Albers, Andy Warhols oder Gotthard Graubners durch Objekte des sogenannten „naiven“ Bildhauers Erich Bödeker oder der Malerin Vivian Ellis neue Zusammenhänge innerhalb der Sammlungskonvolute. Positionen aus der historischen Gruppe »junger westen« (u.a. Hans Werdehausen und Emil Schumacher) werden durch die jüngsten Ankäufe aus dem Kunstpreis »junger westen« ergänzt, darunter Arbeiten von Jeewi Lee, Berit Schneidereit oder Morgaine Schäfer. Weiterhin werden Arbeiten von Künstler*innen wie u.a. Ayse Erkmen, Susanne Paelser, Michael Sailstorfer, Timm Ulrichs, Wolf Vostell, Tobias Zielony sowie Werke aus der koptischen Sammlung des Ikonenmuseums – neben der Kunsthalle das zweite Haus der städtischen Museen Recklinghausens – erstmals zusammen ausgestellt.

Der Titel „At first sight“ spielt nicht nur auf die sprichwörtliche „Love at first sight“, also die Liebe auf den ersten Blick, an, die sich tatsächlich in Anbetracht der Werke der Sammlung einstellen kann, sondern stellt darüber hinaus den kuratorischen und strukturellen modus operandi dar. Die ausgestellten Arbeiten wurden erstmals von Museumsdirektor Nico Anklam seit seinem Amtsantritt im Sommer 2021 aus dem großen Fundus der städtischen Sammlung ausgewählt. Hinter dem regen Ausstellungsbetrieb der Kunsthalle steht ihr Status als sammelndes Museum bislang in der öffentlichen Wahrnehmung hinten an. Dies soll sich nunmehr ändern. In diesem Zusammenhang ergibt sich auch eine weitere „first sight“, nämlich die für das Publikum: Viele Besucher*innen aus Recklinghausen und der Welt werden einige der „Kunstschätze in Recklinghausen“ (Thomas Grochowiak, 1972) wohl zum ersten Mal entdecken. Diese Sammlungspräsentaition ist zudem „nur“ der erste Einblick in das reiche Konvolut der Städtischen Museen Recklinghausens auf der fußend zum 75. Jubiläum der Kunsthalle im Jahr 2025 nochmals die Sammlung im Mittelpunkt stehen soll. Hierzu wird auch das von den Museen der Stadt Recklinghausen und dem Land NRW neu eingerichtete wissenschaftliche Forschungsvolontariat in Zusammenarbeit mit der Kunstgeschichtlichen Institut der Universität Köln beitragen, das die Sammlungs- und Ausstellungsaktivitäten der 1950er Jahre in Recklinghausen aufarbeiten wird. Nach 1972 und 1986 wird 2025 dann auch der dritte Sammlungskatalog erscheinen. „At first sight – Neue Einblicke in die Sammlung der Kunsthalle Recklinghausen“ ist also tatsächlich erst der Anfang.

Mit Werken von Josef Albers, Marina Apollonio, Erich Bödeker, Vivian Ellis, Ayşe Erkmen, Gotthard Graubner, Günther Haese, Alain Jacquet, Jiří Kolář, Jeewi Lee, Max Leiß, Heinz Mack, Susanne Paesler, Otto Piene, Michael Sailstorfer, Morgaine Schäfer, Berit Schneidereit, Nicolas Schöffer, Emil Schumacher, Heinrich Siepmann, Günter Tollmann, Günther Uecker, Timm Ulrichs, Wolf Vostell, Andy Warhol, Hans Werdehausen, Fritz Winter, Tobias Zielony sowie aus der Sammlung christlicher Kunst des ehemaligen Vestischen Museums und der koptischen Abteilung des Ikonen-Museums Recklinghausen.
 

 

Danksagung

Die Restaurierung der Arbeit  "Homage a Broadway" von Günther Uecker aus dem Jahr 1965 wurde unterstützt von der Ernst-von-Siemens-Stiftung. Die Restaurierung des Werks "Lichtdynamo" von Heinz Mack aus dem Jahr 1964 wurde gefördert durch das Land NRW. 

Öffnungszeiten
Preise
* Schüler*innen, Auszubildende, Studierende, Gruppen ab 10 Personen, Inhaber*innen des Recklinghausen Passes bzw. ein entsprechender Ausweis anderer Gemeinden, Inhaber*innen der Ehrenamtskarte NRW bzw. der Jubiläums-Ehrenamtskarte NRW
Die Kunsthalle ist barrierefrei zugänglich.
Führungen
Die öffentlichen Führungen sind kostenfrei, es muss lediglich das Eintrittsgeld entrichtet werden.

Die Kosten für eine gebuchte Führung betragen 55,- Euro pro Gruppe (max. 20 Personen). Anmeldung unter Telefon (02361) 50 19 35.
Anschrift
Anfahrt
Die Kunsthalle liegt direkt gegenüber dem Hauptbahnhof, nahe des Busbahnhofs und ist mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Unter dem Busbahnhof befindet sich eine Tiefgarage.