"Jeder sollte in der Lage sein, Kunst zu erwerben"

PROVINZ c/o Kunsthalle Recklinghausen

13. November 2016 bis 5. Februar 2017

 

Kunstwerke in Auflage, heute spricht man von Editionen, machen die Arbeiten bekannter Künstler erschwinglich. Schon Albrecht Dürer vertrieb seine Holz- und Kupferstiche mit großem Erfolg europaweit und Lucas Cranachs d. Ä. illustrierte um 1517 die Flugschriften seines Freundes Martin Luther mit dessen Kupferstichporträt. Damit trug er nicht nur zu Luthers rasant wachsender Popularität bei, sondern machte auch seine Kunst einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Die Druckgrafik ist auch heute noch die verbreitetste Art der Kunstedition.

Seit den 1960er Jahren und der zunehmenden Bedeutung von Objekt- und Installationskunst werden auch sogenannte Multiples oder Auflagenobjekte herausgegeben. „Uns ging es um die Demokratisierung des Kunstmarkts und die Entheroisierung des Künstlergenies“, schrieb Klaus Staeck, der mit seiner 1965 gegründeten Edition als einer der Väter der zeitgenössischen Auflagenkunst gilt. „Auch Kunstinteressierte mit kleinem Geldbeutel sollten hochwertige Arbeiten … zu überschaubaren Preisen erwerben können.“ Dieser Demokratisierungsgedanke war ein Grund, warum sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Künstler vermehrt für druckgrafische Techniken entschieden, und fotografischen Vorlagen benutzten, etwa Bilder aus Zeitungen und dem Fernsehen. Robert Rauschenberg und Andy Warhol waren Wegbereiter des neuen Genres, das auch Europa eroberte und insbesondere als Siebdruck Furore machte, etwa im Werk von Sigmar Polke, Richard Hamilton oder Thomas Bayrle. Gerhard Richter etablierte den Offsetdruck. Sie alle griffen in ihren Bildthemen gesellschaftliche Entwicklungen auf, setzten sich damit ironisch affirmativ auseinander oder äußerten sich kritisch und bezogen politisch Position.

Daran schließt auch PROVINZ Editionen Bochum/Berlin an, seit 2014 ein gemeinsames Projekt von Vera Gliem (Berlin) und Stephan Strsembski, der den Editionsverlag 2011 in Bochum gründete: Sie produzieren und vermitteln Originalgrafik, Editionen, Multiples von herausragenden Künstlern der Gegenwart. Ihre Editionen finden sich in zahlreichen internationalen Privatsammlungen und Museen, so dem Lenbachhaus München, dem SMAK Gent, dem Israel Museum Jerusalem oder dem MoMA New York. Zum Konzept von PROVINZ gehören deutschlandweite Ausstellungsprojekte in Kooperation mit öffentlichen und privaten Institutionen. Die Recklinghäuser Ausstellung präsentiert zum ersten Mal alle bislang verlegten Werke. Unter den Künstlern finden sich mit Stefan Kern (1995), Kalin Lindena (2005), Michael Sailstorfer (2009), Florian Meisenberg (2013) und Jan Paul Evers (2015) allein fünf Preisträger des von der Stadt Recklinghausen seit 1948 vergebenen Kunstpreises »jungen westen«.

Eine Ausstellung mit Arbeiten von: Kai Althoff, Shannon Bool, Lutz Braun, Walter Dahn, Katja Davar, Achim Duchow, Jan Paul Evers, Robert Elfgen, Andreas Fischer, Albrecht Fuchs, Gesine Grundmann, Nschotschi Haslinger, Andy Hope 1930, Judith Hopf, Julia Hübner, Sven-Åke Johansson, Anne Kaminsky, Stefan Kern, Armin Krämer, Svenja Kreh, Kalin Lindena, Daniel Laufer, Hans-Jörg Mayer, Florian Meisenberg, Alex Müller, Simona Pries, Maik Prus, Thomas Rentmeister, Bernd Ribbeck, Matthieu Ronsse, Michael Sailstorfer, Gerda Scheepers, Max Schulze, Ralph Schuster, Hartwig Schwarz, Henning Strassburger, Joseph Zehrer u. a.

Besucherinfo

Öffnungszeiten
Preise
* Schüler*innen, Auszubildende, Studierende, Gruppen ab 10 Personen, Inhaber*innen des Recklinghausen Passes bzw. ein entsprechender Ausweis anderer Gemeinden, Inhaber*innen der Ehrenamtskarte NRW bzw. der Jubiläums-Ehrenamtskarte NRW
Die Kunsthalle ist barrierefrei zugänglich.
Führungen
Die öffentlichen Führungen sind kostenfrei, es muss lediglich das Eintrittsgeld entrichtet werden.

Die Kosten für eine gebuchte Führung betragen 55,- Euro pro Gruppe (max. 20 Personen). Anmeldung unter Telefon (02361) 50 19 35.
Anschrift
Anfahrt
Die Kunsthalle liegt direkt gegenüber dem Hauptbahnhof am Zentralen Busbahnhof. Die Kunsthalle ist mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Unter dem Busbahnhof befindet sich eine Tiefgarage. Achten Sie auf die Öffnungszeiten!