Die Bezeichnung Kunsthalle führt zunächst in die Irre. Erwartet man gemäß Definition ein auf Ausstellungen spezialisiertes, nicht sammelndes Haus, erstaunt es doch immer wieder, dass sich im Fall des Recklinghäuser Museums eine sammelnde Institution hinter dem Titel Kunsthalle verbirgt.
Die Anfänge der Sammlung lassen sich bereits im 19. Jahrhundert ausmachen. Mit der Gründung des Ort- und Heimatvereins Recklinghausen 1890 erschloss sich ein Konvolut heimatkundlicher Exponate, das bis 1922 als Heimatmuseum verstanden wurde und letztendlich in das Vestische Museum überging. Noch während der 1920er Jahre wurden Arbeiten der Klassischen Moderne in die Sammlung integriert. Rund 45 dieser Werke wurden im Zuge der kulturellen Zensur der Nationalsozialisten, als entratet diffamiert und aus den Beständen des Museums entwendet. Darunter befanden sich Arbeiten hochkarätiger Künstler*innen wie Peter August Böckstiegel, Käthe Kollwitz, Christian Rohlfs oder Wilhelm Morgner. Ein fataler Bombeneinschlag im Jahr 1944 bedeutete das vorläufige Ende des Recklinghäuser Kunstbestandes, fielen ihm ein Großteil der noch vorhandenen Arbeiten zum Opfer. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde in Recklinghausen wie auch andernorts ein neues kulturelles Zeitalter eingeläutet. Nicht nur die Entstehung der Ruhrfestspiele, sondern auch die Gründung der Künstlergruppierung »junger westen« bedeuteten eine künstlerische Neuausrichtung in der nördlichsten Ruhrgebietsregion. Seit ihrer Gründung 1948 liegt ein Sammlungsschwerpunkt des Hauses auf Arbeiten der Mitglieder und partizipierenden Künstler*innen des seit 1956 öffentlich ausgeschriebenen, gleichnamigen Kunstpreises »junger westen«. Ausgezeichnet wurden zunächst Teilnehmende der Ausstellungen, geladen vom Kulturamt der Stadt Recklinghausen in Verbindung mit den Künstlern selbst. Seit 1956 haben Kunstschaffende deutschlandweit die Chance sich für den begehrten Förderpreis zu bewerben. Die Liste der Preisträger*innen wächst seitdem kontinuierlich und wartet mit namhaften Künstler*innen wie Karl Otto Götz, Emil Schumacher, Gerhard Richter, Susanne Paesler, Jeewi Lee oder zuletzt Mona Schulzek auf.
Ein weiterer Fokuspunkt liegt auf einem konzentrierten Konvolut laienschaffender, „naiver“ Künstler*innen des Ruhrgebiets. Bereits ab den 1950er Jahren animierten Thomas Grochowiak und Anneliese Schröder autodidaktisch arbeitende Künstler*innen zur Partizipation an Ausstellungen des Laienschaffens in der Kunsthalle Recklinghausen. Viele der gezeigten Werke erhielten später Einzug in die Sammlung.